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Franz von Stuck, Feinde ringsum, um 1916, Gipsentwurf mit schwarzgrüner Patina, Museum Villa Stuck © Eva Jünger

Die Plastiken Franz von Stucks in der Villa Stuck

20. Juli 2020

Schönheit Stärke Leidenschaft

Franz von Stuck, Monna Vanna, Modell 1920, Guss vor 1925, Bronze patiniert, C. Leyrer München, Museum Villa Stuck © Eva Jünger

Augen.Blicke: Perspektivwechsel, Nähe sowie die Schönheit des Details erlebt man bei keinem anderen Kunstwerk so intensiv wie bei der Skulptur. Dazu bedarf es nicht der Größe des Objekts, sondern der Auseinandersetzung, Empathie und „Ein-Fühlung“ des Betrachters.

Anlässlich der Erwerbung der seltenen Plastik „Phryne“ aus dem Jahr 1925 zeigt das Museum Villa Stuck in den Historischen Räumen seine Sammlung von Plastiken von Franz von Stuck in einer Neupräsentation. Die Bildhauerei ist dabei eines der spannendsten Kapitel in der künstlerischen Entwicklung Franz von Stucks. Die Entstehungszeit seiner Plastiken umfasst den Zeitraum von 1890 bis 1925. Auf Kraft und Dynamik der klassizistischen Frühwerke folgen selbstbewusst statische Frauenfiguren bis hin zum Entwurf für ein monumentales Beethoven-Denkmal.

Die seltene Plastik „Phryne“

„Phryne“, eine antike Hetäre, galt als ideale Verkörperung der Schönheit. Ihr weibliches Selbstbewusstsein, das selbst Götter herausfordert, entspricht dem positiven Frauenbild des Künstlers. Stucks Figuren sind Archetypen, sie verkörpern existenzielle Grunderfahrungen sowie menschliche Verhaltensweisen von überzeitlicher Gültigkeit. Ihre Interpretation obliegt dem Betrachter, der erkennt: hier bin ich gemeint. Die Skulpturen stehen in engem Zusammenhang mit der Entwicklung der Bronzetechnik, die im 19. Jahrhundert eine einzigartige Blüte erlebt. Einer der namhaftesten Gießer, Cosmas Leyrer, fertigt sie in München. Die Statuetten werden in teils handverlesener, teils hoher Auflage für Ausstellungen in Europa und Amerika, Sammler und den freien Kunstmarkt produziert.

Franz von Stuck, Feinde ringsum, um 1916, Gipsentwurf mit schwarzgrüner Patina, Museum Villa Stuck © Eva Jünger

Im Kontext der Historischen Räume, die eine reiche skulpturale Ausstattung besitzen – vom Vestibül bis zum Künstleratelier mit dem Altar der Sünde, der als Weihestätte der Kunst stets End- und Höhepunkt eines Besuchs beim Künstler war, werden dabei erstmals Gegenüberstellungen wie die von Stucks Statuette der „Speerschleudernden Amazone“ mit dem antiken „Kopf der Athena“ möglich.
Der „Wächter des Paradieses“ mutierte 26 Jahre nach seiner Entstehung anlässlich des 1. Weltkriegs bei Franz von Stuck zum schwertschwingenden Heroen im Kampf mit den feindlichen Mächten Europas.

Die Sammlungspräsentation führt das Gemälde und die drei Skulpturen „Feinde ringsum“ übrigens erstmals zusammen.

Weitere Informationen finden Sie außerdem im Kalender.


Weiteres in der Rubrik Ausstellungen und auf der Seite Ausstellungen.