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Die Symbiose der Verteilung von Licht und Schatten ist Bjarne Geiges in seinen schwarz-weißen Bilderwelten mit Bravour gelungen.
Abb.: © Bjarne Geiges

Schwarz ist vor dem Licht

20. Februar 2023

Fotografien von Bjarne Geiges in der Galerie Gudrin Spielvogel

Sein Blick durch den Sucher eines Fotoapparates ist über Jahrzehnte geschult. Aufgewachsen im Hochschwarzwald und schon von Kindheit an durch seinen Vater an die Fotografie herangeführt, war Bjarne Geiges beruflicher Werdegang früh und selbstbestimmt entschieden. Es erfolgte eine klassische Ausbildung mit entsprechendem Abschluss an der „Lette- Schule“ für Gestaltung und Fotografie in Berlin.

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Bjarne Geiges Fotos balancieren das Licht-Schatten-Verhältnis zu fast grafisch anmutenden Schattenspielen mit Ironie und Doppelsinn.
Abb.: © Bjarne Geiges

Als professioneller Fotograf arbeitete er erfolgreich und stets selbständig, zunächst als freier Bildjournalist unter anderem in München und später als Werbefotograf mit eigenem Studio für namhafte Auftraggeber. Nach 30 erfahrungsreichen Jahren zog er sich auf Grund der allgemein einsetzenden Digitalisierung aus der angewandten Fotografie zurück. Er sah für sich als Werbefotograf keine Zukunft mehr und verlagerte seinen Schwerpunkt auf die freie künstlerische Arbeit.

Losgelöst von vorgegebenen Themenkreisen und dem Auftrag der objektiven Wiedergabe von Wirklichkeit sieht er sich der künstlerisch-subjektiven Fotografie verbunden, wie sie im Kern Otto Steinert oder auch die Schule „Neues Sehen“ um Moholy-Nagy am Bauhaus vertrat. Entsprechend reduziert er seine Aufnahmen auf klassische Schwarz-Weiß-Abzüge mit kleinem Format und niedrigen Auflagen.

Ausstellung bis 29. April

Er sucht nicht den dramatischen Effekt und das Spektakuläre, vielmehr schärft er unsere Wahrnehmung, indem er nicht den Menschen oder dessen Portrait in das Zentrum seiner Darstellung rückt, sondern sich oft nur dessen Umrissen und Schatten bedient, die das Wesen Mensch in das erzählerische Bildgeschehen einfließen lassen. Der Mensch ist nur ein Vektor, Stellvertreter und unbekannter Voyeur in einer sonst zeitlosen aber pointierten Bildgeschichte, die das Auge des Fotografen entdeckt hat.

Mit seiner Kleinbildkamera richtet er den Blick mit subtilem Gespür auf das Wesentliche, auf die Poesie des Einfachen, fast Alltäglichen und fügt ein subjektiv gefundenes und empfundenes Detail als Ausschnitt in einen größeren dahinterliegenden Kontext, der sich erst durch das Foto für den Betrachter öffnet. Wach für das Einfangen eines kurzen Augenblicks, in dem das aufblitzende Licht den Vorhang wie für den Bühnenauftritt einer Erzählung lüftet, friert er den einzigartigen Moment in seinen Bildern ein. Er führt den Betrachter hin zu einer kleinen lyrischen Geschichte mit eigener Bildwirklichkeit und mehrfachen Interpretationsebenen.

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Die Fotografien sprechen eine Einladung zur sinnlichen Betrachtung und offener Interpretation aus.
Abb.: © Bjarne Geiges

Mitunter komponiert er in einfachen Fotomontagen mehrere Aufnahmen zu einer neuen Bildaussage und verfremdet ein selbstverständliches Sujet in ähnlicher Weise, wie René Magritte es in seiner Malerei realisierte. Bjarne Geiges steht dem Maler Magritte in seiner künstlerischen Denkweise nahe. Was wir begrifflich eindeutig benennen, entzieht sich der absoluten Darstellung in Form eines objektiv fassbaren Mediums, sei es in der Malerei oder in der Fotografie.

Die künstlerische Aussage ist nur ein blitzartiger Moment der Erkenntnis und die Sichtbarmachung einer dahinterliegenden, sich der raschen Betrachtung entziehenden Wirklichkeit. „Ceci n´est pas une pipe“, lautet der Titel eines Bildes von Magritte, das objektiv eine Pfeife abbildet.

Ebenso erschließt sich auch nur indirekt der Titel der AusstellungSchwarz ist vor dem Licht„. Pierre Soulages, der Altmeister im Umgang mit schwarzer Farbe, formulierte diese Aussage und postulierte damit die Präsenz von Licht, ohne die die Erfahrung synästhetischer Wahrnehmung seiner Bildoberflächen nicht adäquat möglich wäre. Doch ohne Oberflächen keine Reflektion des Unfassbaren, ohne Materie keine Erfahrung von Zeit.


Weiteres in der Rubrik Ausstellungen und auf der Seite Ausstellungen.